Raphael ratzte gemütlich weiter. Zu träumen schien er dieses Mal nicht, sein Gesicht wurde von einem leichten Lächeln umspielt.
Sein Schlaf war sehr ruhig, sein Atem war tief und gut hörbar.

Nachdem sie sich fertig gemacht und ihr Zimmer noch etwas aufgeräumt hatte schaute sie noch mal auf die Uhr: 7:30.
Chloe ging wieder runter und sah, dass er immer noch schlief. Sie holte einen Stift und ein Blatt Papier und schrieb darauf: 'Hey Raphael. Bin mit Sascha kurz gassie. Komm gleich wieder. Chloe. PS: Versuch nicht schon wieder weg zu laufen, verstanden?!'

Sie legte ihn auf den Wohnzimmertisch, machte Sascha an der Leine fest, nahm sich ihren Schlüssel und da war sie auch schon aus dem Haus.

[sorry dass ich nicht gepostet habe o: ]

Raphael schlief einige Zeit ruhig weiter, wachte dann aber nach einer Weile auf, fand es im Zimmer irgendwie zu warm, öffnete ein Fenster und stolperte verschlafen in die Küche, um sich etwas zu trinken zu holen. Kurz darauf verschwand er im Bad.
Den Zettel beachtete er in seiner morgendlichen Verplantheit nicht.

Es war wirklich schönes Wetter heute. Wieso könnte es nicht jeden Tag so schön sein? Chloe war mit Sascha gerade auf einer großen Wiese und bald darauf nahm sie Sascha wieder an die Leine und ging zurück.

Als Chloe zurückkam, war er weiterhin im Bad. Der Vorhang im Wohnzimmer flatterte ein wenig und die Decke lag auf dem Boden.

Als Chloe das Haus betrat und Sascha von der Leine machte, spürte sie einen seichten Windzug. Sie ging rüber ins Wohnzimmer. Dort sah sie, das Raphael nicht da war. Das Fenster war ebenfalls geöffnet und seine Decke lag auf dem Boden. Alles deutete darauf hin, dass er schon wieder abgehauen war. Sie blickte auf den Wohnzimmertisch und merkte, dass er ihren Zettel nicht einmal bewegt hatte. Wahrscheinlich, hatte er ihn nicht einmal gelesen!
Chloe hetzte wie ein aufgescheuchtes Huhn herum und suchte das ganze Erdgeschoss ab und rief mehrere Male nach ihm. Ob er wirklich weggelaufen ist?

Als er seinen Namen beim Händewaschen hörte, öffnete er die Tür und spähte hinaus.
"Ja?"

Als Chloe etwas aus dem ersten Stock hörte, spitzte sie ihre Ohren und lief die Treppe hoch.
Dort sah sie dann Raphael, wie er seinen Kopf aus der Tür streckte. Ihr fiel ein deutlicher Stein vom Herzen und atmete erleichtert auf: "Puuh... Ich habe langsam wirklich geglaubt, du seist weggelaufen."

"Ich wüsste nicht, warum ich das so wortlos machen sollte. Man wird ja wohl mal auf die Toilette gehen können." Sein zunächst genervter Gesichtsausdruck wechselte schnell zu einem Lächeln, das kurz darauf zu einem kurzen Lachen wurde.
"Ist aber süß, dass du dir Sorgen um mich machst." //Was sag ich hier eigentlich..//

"Das ist doch selbstverständlich, dass ich mir Sorgen mache! Immerhin wirst du von 'nem Haufen Mafiosis gejagt die dich umbringen wollen! Da ist doch klar das man sich Sorgen macht, wenn das Wohnzimmer so aussieht, als ob jemand geflohen wäre", meinte sie stark gestikulierend.

Raphael ging zu Chloe und streichelte ihren Kopf.
"Es ist okay. Beruhig dich. Ich hau dir schon nicht ab."

"Hm, ok. Aber les das nächste mal wenigstens den Zettel wenn ich dir einen hinleg", sie wandte sich ab und ging wieder nach unten. Dort richtete sie den Tisch für's Frühstück.

Raphael folgte ihr.
"Oh, du hast mir einen Zettel geschrieben?" Kurze Pause. "Tut mir leid.. Kann ich dir mit dem Frühstück helfen?"

"Nein, geht schon. Oder doch, du könntest schonmal das Besteck und so holen und hinstellen. Besteck ist in der linken Schublade und der Rest im Schrank neben dem Ofen", sagte Chloe während sie einen Haufen Zeug's aus dem Kühlschrank holte.

Raphael tat, was ihm gesagt wurde und deckte den Tisch.
"Warum hast du dir eigentlich solche Sorgen gemacht?", sagte er dabei beiläufig.

"Liegt das nicht auf der Hand? Wer weiß was dir noch alles hätte passieren können wenn du wieder auf der Straße herrum gelaufen wärst. Vielleicht hättest du wieder dein Gedächniss verloren oder du hättest dir in einem Unfall schwerewiegende Verletzungen zugezogen. Oder gar noch schlimmer: diese Typen hätten dich gefunden...", schilderte sie ihm ihre Sorgen, während sie sich an den fertig gedeckten Tisch setzte.

Raphael zuckte leicht mit seinen Schultern.
"Ich wäre schon klargekommen.. finde ich." Kurze Pause. "Aber danke, dass du dir Sorgen gemacht hast..

Chloe biss gerade in ihr Brot, als sie eigentlich etwas sagen wollte. So musste sie erst zu Ende kauen, bevor sie dann etwas sagte: "Keine Ursache...."
Anschließend fiel ihr auf, dass ihre Eltern gar nicht im Haus waren. Chloe dachte angestreng nach, wo sie denn sein könnten, aber ihr fiel einfach nichts ein....

Raphael schreckte zusammen.
//Was wenn -die- ihre Eltern gefunden haben? Dann haben sie auch uns gefunden, dann ist sie in Gefahr.....// Er schüttelte den Kopf.

Chloe stand, ohne auch nur ein Wort zu sagen, auf und ging in den Flur. Dort stand auf einer kleinen Komode das Telefon. Sie nahm es in die Hand und drückte die Kurzwahl für das Handy ihrer Mutter. Nichts. Es musste ausgeschaltet sein.
Nun versuchte sie es bei ihrem Vater. Nichts. Schon wieder!
Beide Handy's waren ausgeschaltet. Was war da nur los?!

Als das Mädchen plötzlich aufstand hob Raphael eine Augenbraue. "Was ist plötzlich los?" Er stand auch auf und ging hinter ihr her, stellte sich hinter sie und schaute über ihre Schulter auf das Telefon. Er war so nah an ihrem Ohr, dass sie ihn sicherlich atmen hören konnte.
Als ihm das bewusst wurde, sprang Raphael zurück und lief rot an. "Tsch.. Tschuldige!"

Sie wollte es noch nicht aufgeben, also rief sie bei ihrer Mutter im Geschäft an. Eine nette Frau nahm ab: "Ja hallo? Wer ist da?" "Ähm hallo. Hier ist die Tochter von Frau Körst. Könnten sie sie mal bitte an's Telefon holen?", bat sie nun die nette Frau. Diese erwiederte: "Nun, tut mir leid, aber seit gestern hat sie niemand mehr gesehen. Kann ich ihnen denn sonst irgendwie helfen?" "Nein, ist schon gut, danke für die Auskunft. Auf wiederhören", verabschiedete sie sich und legte auf.
Nun rief sie bei ihrem Vater im Büro an. "Hier Körst. Mit wem spreche ich?", fragte eine ihr nur zu gut bekannte Stimme. "Ich bin es Vater. Wo warst du die ganze Nacht über?", fragte sie ihn erleichtert. Er gab ihr darauf als Antwort: "Ich habe heute Nacht durchgearbeitet, weil ich etwas hinterher hing. Das habe ich nun aufgeholt, aber ich habe deiner Mutter bescheid gesagt. Hat sie es dir nicht mitgeteilt?" "Äh..nein... Kannst du bitte ganz schnell nach Hause kommen? Es ist sehr wichtig! Ich glaube...Mama wurde...entführt!", sagte sie ihm mit zittriger Stimme und ihr liefen vereinzelt Tränen über die Wangen. Chloes Vater stockte der Atem. Er sicherte ihr zu, so schnell wie möglich da zu sein, verabschiedete sich und legte auf. Chloe stellte das Telefon zurück auf die Ladestation und fiel unter Tränen auf die Knie.

Raphael verfolge die Gespräche mit einem gewissen Abstand. Er blieb angespannt, bis ihr Vater sich schließlich persönlich meldete. Ihm fiel praktisch ein Stein vom Herzen. Doch die Stimmung schwankte um, als er das Zittern in Chloes Stimme hörte.
Sobald sie zu Boden sank, sprang er praktisch zu ihr, kniete sich seitlich neben sie und umarmte das weinende Mädchen. Er streichelte ihren Rücken mit einer Hand. Seine Stimme war sanft und flüsterte beruhigend in ihr Ohr. "Hey.. Du brauchst doch nicht zu weinen.. Bestimmt ist es nichts. Warum sollten sie denn deine Mom entführen? Mach dir nicht solche Sorgen."
Nachdem er ein weißes Taschentuch mit Stickerei aus seiner Tasche gezogen hatte, wo auch immer er dieses herhatte (anscheinend war es ein altes Taschentuch ihres Vaters gewesen, das in der Tasche vergessen wurde), wischte er mit seiner Hand sanft ihre Tränen weg.

"Da...danke...", schluchzte sie kurz auf und versuchte sich zu beruhigen. Das Schluchtzen verging, doch die Tränen liefen unaufhaltsam weiter. Sie vergrub ihr Gesich in ihren Händen. Wieso ging ihre Mutter nicht an's Handy? Wieso war sie gestern nicht nach Hause gekommen? Warum hatte sie seit dem niemand mehr gesehen? Fragen über Fragen tummelten sich in ihrem Kopf. Normalerweise konnte man sich immer auf ihre Mutter verlassen. Sie tat nie etwas ohne vorher bescheid zu sagen. Sie verließ nie das Haus, ohne dass nicht ihr Vater oder sie wussten wo sie war. Wieso also ausgerechnet jetzt? Hatte es etwas mit diesen Mafia-Gangstern zu tun? Chloe wusste es nicht. Das war das Schlimmste für sie. Dass sie es nicht wusste...

Er drückte sie ein bisschen fester.
"Wenn es die gewesen sein sollten, hätten sie sowieso eine Nachricht hinterlassen. Mach dir keine Sorgen. Bestimmt ist ihr Akku nur leer... oder sowas." Während er weiterhin beruhigend auf das Mädchen einsprach, streichte er sanft mit seiner Hand über ihre Haare.