The Past [Schnargl & Kasumi]

Als Chloe sah, wie Raphael sich mit seinen Schuhen auseinander setzte, musste sie anfangen zu kichern.
"Warte, ich helf' dir", sie beugte sich runter und half ihm die Schuhe an zuziehen.

Ihm war die Situation wieder etwas peinlich, aber man sah ihm an, dass er dankbar war, in dieser Situation Hilfe zu erhalten.
"D.. Danke.." Raphael kratzte sich etwas nervös am Kopf. "A... Also essen wir dann gleich Pizza..?"

"Japp, wir essen gleich Pizza, aber das hab ich dir doch vorhin schon gesagt", meinte sie und grinste ihn an.

"Ich.. wollte nur irgendwas sagen." Er lächelte auch. Etwas verschüchtert und immernoch beschämt, aber er lächelte. Und das war immerhin etwas.

Es freute sie, wenn er lächelte und so grinste sie noch breiter.
Sie machte Sascha an die Leine und ging vorraus.

Er lief etwas Gedankenversunken und ganz leicht humpelnd hinterher.

Sie merkte, dass er immernoch leicht humpelte und meinte deswegen: "Wenn du nicht mehr kannst sag besheid, ok?"

"Ach. Eine Treppe herunterfallen und am gleichen Tag wieder durch die Gegend laufen ist doch nichts für mich. Ich bin schlimmeres gewöhnt." ...
Was redete er da? Woher wusste er, dass er 'schlimmeres gewöhnt' war? ... Raphael hielt sich den Kopf und blieb kurz stehen, ging aber sofort danach weiter.

"Hast du Kopfschmerzen?", sie sah zu ihm rüber wie er sich den Kopf hielt.

Raphael schüttelte leicht seinen Kopf. "N.. Nein, alles in Ordnung."

Sie sah in noch eine Weile besorgt an, bevor Sascha einen Satz nach vorne machte und Chloe hinter sich her zog.

Er ging einfach mit gleicher Geschwindigkeit hinter ihr her. Den Kopf gesenkt, leicht humpelnd.

In der Pizzeria angekommen, war niemand zu sehen.
Plötzlich polterte es aus der Küche!
Chloe lief zum Tresen und rief in die Küche: "Hallo? Ist alles in Ordnung!?"
Ein Mann, sah aus wie ein wasch echter Italiener, kam aus der Küche mit offenen Armen: "Aaahh, wenn das mal nicht Chloe ist! Lang nicht mehr gesehen! Groß bist du geworden"
"Franchesco? Seit wann arbeitest du hier?", Chloe sah in sehr überrascht an. "Ich arbeite hier nicht, ich hab die Pizzeria übernommen. Der Besitzer war ein guter Freund von mir und er wollte mit seiner neuen Freundin rüber nach Amerika und so kam eins zum anderen. Aber jetzt genug von mir. Wie ich sehen hast du noch jemanden dabei. Sag, wer ist er? Doch nicht etwa dein freund, oder?", er durchlöcherte sie gerade zu mit seinen Fragen. Leicht überrummpelt antwortete sie: "Nein, er ist nicht mein Freund. Sein Name ist Raphael. Er hat sein Gedächniss verloren und ich versuche ihm zu helfen, dass ist alles. Wir sind übrigens hier, weil wir was essen wollten." "Oh, ja. Was wollt ihr denn auf eure Pizza?", nun sah er sie fragend an. "Ähm, ich hätte gerne Schinken und Pilze auf der Pizza", sie drehte sich zu Raphael, "Und? Was möchtest du auf deine Pizza?"

(in zwei Zeilen 3 mal 'Pizza' geschrieben ;o )

Als der anscheinend etwas stereotypische Italiener, komplett mit Schnauzbart und Bauch, seine Pizzeriaschürze tragend, praktisch aus der Tür gesprungen kam, zuckte Raphael zusammen. Seine Hand wanderte reflexartig an den hinteren Bund seiner Hose, während er einen guten Schritt nach hinten sprang. Dies tat seinem Knöchel nicht sonderlich gut, aber er ließ sich nichts anmerken und leicht über seine eigene Reaktion verwirrt entspannte er sich ebenso schnell wieder, wie er nach seiner imaginären Pistole griff.

Als Franchesco erwähnte, dass der Besitzer nach Amerika ausgewandert ist, zuckte er wieder leicht zusammen. In seinen Gedanken baute sich langsam eine Brücke auf. Italien-Amerika; Amerika-Italien... Seine nicht durch den Gips fixierte Hand wanderte an seine rechte Schläfe und massierte diese leicht.
Während Chloe ihn vorstellte, hörte er mit dieser Bewegung auf und reichte dem Italiener die Hand. Sein Händedruck war unerwartet kräftig.

Auf die Frage, was er denn auf seiner Pizza haben wollte reagierte er vorerst nicht. Er dachte kurz nach und antwortete: "Ich glaube ich nehm eine kleine Pizza.. einfach mit Käse." Seine Stimme war sehr leise. Er dachte immernoch nach.

Franchesco sah ihn etwas fragend an, aber er legte keinen Wiederspruch ein: "Ok, also ein Mal eine normal große Pizza mit Pilzen und Schinken und ein Mal eine kleine Pizza ohne alles!"
Franchesco verschwand nach hinten in die Küche.
Chloe hatte sich derzeit schonmal hingesetzt und Sascha legte sich unter den Tisch.
"Willst du etwas trinken Raphael?", sie sah ihn fragend an.

Auch Raphael setzte sich langsam. Auf Chloes Frage schüttelte erst den Kopf, hielt dann jedoch inne und nickte.
"Wasser.. Wasser ist okay."
Er widerstand dem Drang, einen italienischen Frappato Nero zu bestellen.. Wieso wollte er Wein bestellen? Erneut schüttelte er den Kopf. "Was ist los mit mir." Es war eine Aussage, keine Frage. Zudem war es eine sehr, sehr leise Aussage.

Als er diesen verwirrten Gesichtsausdruck hatte und dabei den Kopf schüttelte sah Chloe ihn einfach nur an und fragte sich was los war.
//Ob er sich vielleicht an irgendwas errinnert? Ich sollte vorsichtshalber mal fragen...//
"Sag mal, kannst du dich mitlerweile eigentlich schon wieder an was erinnern?", mit einem fragenden und doch neugierigen Blick sah sie ihn an, während Sascha anfing leise zu winseln. Chloe sah unter den Tisch um zu sehen was denn los ist. Als sie den Kopf wieder hob, ging sie vor an den Tresen und rief in die Küche: "Franchesco?! Könntest du Raphael ein Wasser, Sascha eine Schüssel mit Wasser und mir bitte eine Cola bringen?! Danke!"
Keine Minute später kam er aus der Küche, in der Hand ein Tablett mit den gewünschten Getränken und nicht zu vergessen mit der Wasserschüssel für Sascha an den Tisch der beiden: "Hier, bitteschön! Eine Cola für die Dame, ein Wasser für den Herrn und ebenfalls ein Wasser für den Hund!" Er beugte sich runter zu Sascha, stellte ihr die Schüssel hin und streichelte ihren Kopf.
Danach verschwand er wieder in der Küche.

Raphael schüttelte leicht den Kopf. "Nein.. ich glaube nicht."

Und warum lügte er sie jetzt an?
//Italien.. USA..// Dieses Mal schüttelte er seinen Kopf stärker und nahm einen großen Schluck Wasser.

//Hmm, irgendwas ist komisch an ihm, aber ich will ihn zu nichts drängen. Er wid es schon sagen, wenn was ist.//
"Schade", meinte Chloe ruhig und nahm einen Schluck von ihrer Cola. Kurz darauf brachte Franchesco die Pizzen an den Tisch: "So. Hier sind die bestellten Pizzen: Einmal eine Pizza Verona mit Schinken und Pilzen für Chloe und eine Magarita ohne alles für den Begleiter. Ach jetzt habe ich es doch ganz vergessen!"
Franchesco ging wieder in die Küche und kam kurz darauf wieder, ging in die hocke und hielt Sascha eine Wurst hin: "Hier für dich Sascha. So ein braver Hund hat sich auch eine Kleinigkeit verdient!"
Sascha nahm die Wurst und legte sie erst auf den Boden, bevor sie diese aufaß. "Das ist aber nett von dir Franchesco! Danke", Chloe bedankte sich für Sascha bei ihm und er lächelte einfach nur kurz und ging dann wieder in die Küche.
Chloe nahm sich ein Stück der Pizza und meinte dann noch: "Lass es dir schmecken!" Und schon biss sie in die Pizza.

Er bedankte sich mit einem Nicken und biss ebenfalls geistesabwesend in seine spärlich belegte Pizza. Nach einer Weile konzentrierte er sich mehr auf den Hund als auf die Pizza, die langsam abkühlte.
Als Chloe ihre Verona fast fertig hatte, riss Raphael den Kopf hoch und stand auf. "E.. Es tut mir leid.. Ich muss.. kurz weg," stammelte er unverständlich und ging, den Kopf auf den Boden gerichtet, zur Toilette. Dort angekommen riss er die Tür auf, ging zum Waschbecken und warf sich ein Paar Mal Wasser ins Gesicht. Nachdem er in den Spiegel geschaut hatte, fiel er zu Boden und kroch zur nächsten Ecke, in der er sich, die Knie umklammert, hinsetzte und sich wieder seinen Gedanken widmete.

Chloe fiel fast vom Stuhl als er so plötzlich aufstand und zur Toilette ging. //Was hat er denn aufeinmal?//
Sie sah ihm fragend hinter her. Sascha kümmerte das relativ wenig, sie döste derweilen unter dem Tisch.
Nachdem Chloe auch den letzten Bissen ihrer Pizza herunter geschluckt hatte und ihrer Cola ebenfalls leer war, fragte sie sich wo Raphael denn so lange blieb.

Nach fast einer halben Stunde blickte Raphael von seinen Knien auf und erhob sich zitternd. Er öffnete die Tür und stolperte heraus. Er hob kurz den Kopf und sah Chloe in die Augen, während er versuchte, weiterzugehen, fiel jedoch schließlich zu Boden.
Als Raphael so auf dem Boden lag, dachte er nur //Hoffentlich schleppt sie mich nicht wieder ins Krankenhaus..//

Nachdem er nach einer halben Stunde immer noch nicht wieder da war, machte sie sich langsam sorgen.
Als er dann doch wieder kam war sie erleichtert, aber er sah garnicht gut aus und plötzlich fiel er zu Boden.
"Oh mein Gott! Raphael!!", rief sie als sie aufsprang und zu ihm rannte, doch da war Sascha schneller als sie gewesen.
Chloe kniete sich neben ihm auf den Boden, um sich über seinen Zustand im klaren zu werden: "Raphael! Kannst du mich hören?! Antworte doch!"

"Alles okay." Raphael öffnete seine Augen. Sie waren irgendwie.. lebendiger, bunter, aber gleichzeitig wirkten sie tot. Tot und traurig. Er setzte sich auf und betrachtete den Boden vor sich.
"Ich weiß alles. Wieder. Was passiert ist, wer ich bin, wer ich war." Seine Stimme klang dumpf, monoton und trotzdem voller Trauer. "Ich glaube nicht, dass du wissen willst, wer ich wirklich bin."
Raphael stand auf, weiterhin leicht zitternd, aber er stand fester als zuvor und ging auf den Ausgang der Pizzeria zu. Er öffnete die Tür, hielt aber kurz inne. "Danke, dass du mich bei dir aufgenommen hast" sagte er ohne sich umzudrehen und schritt nach draußen.

Chloe saß da wie versteinert.
Er konnte sich also wieder an alles erinnern, aber wieso war er dann so komisch gewesen. Wer war er gewesen? Wer ist er? All diese Fragen.
Nun konnte er sich zwar erinnern, aber sollte sie ihn desshalb einfach so gehen lassen?
Nein!
Wer auch immer er gewesen war oder ist, sich jetzt einfach so aus dem Staub zu machen, dass kam für sie nicht in frage! Überhaupt nicht!
Sie holte das Geld aus ihrer Tasche, legte es auf den Tisch, schnappte sich die Leine und rannte ihm nach und Sascha war natürlich auch dabei.
"Raphael! Warte! Was ist los? Wieso gehst du einfach weg?!", rief sie ihm von weitem zu.