Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei 2er

Annie runzelte die Stirn und legte den Kopf leicht schief, so dass ihr eine ihrer Locken ins Gesicht fiel. "Kein Problem", meinte sie nur, auch wenn sie sich nicht so ganz sicher war, was er eigentlich meinte. So schlimm war seine Begrüßung nun auch nicht gewesen.
"Du bist also der Typ der meine Schwester umbringen wollte?", fragte sie jetzt und ihr Gesichtsausdruck wurde kalt.
Phoebe sah aus dem Augenwinkel zu Grace, sagte jedoch nichts. Was sollte sie auch schon großartig sagen.
"Und ihr versteht euch jetzt gut? So Opfer-Täter-Beziehung?"

Nun war Grace es, der die Stirn runzelte. Meinte sie das nun ernst? Wenn ja, hatte Phoebe ihm dann aber ziemlichen Mist aufgetischt. Aber gut, einfach mal reden und antworten, so wie er es bei Phoebe auch getan hatte. Trotzdem machte ihn das Verhalten nervös, da konnte er nichts gegen sagen. Seine Hände fingen wieder an, an seinen Taschen zu zupfen, während er zu Annie sah. "Nun, nenn' es wie du willst. Aber ja, wir verstehen uns eigentlich ganz gut. Aber eines muss ich noch klarstellen. Auch, wenn du es vielleicht nicht ernst gemeint hast, was ich gerade nicht genau entscheiden kann, ich wollte deine Schwester nicht umbringen. Wieso auch, bis vor den Unfall kannte ich sie nicht einmal." Grace schluckte kurz, sah aber nicht von Annie weg. Ob die Antwort okay war? Nun, was sollte man auch auf die Äußerungen der Schwester antworten? Entweder er trat ins Fettnäpfchen - oder eben nicht.

"Nun gut, vielleicht war es nicht willentlich, aber immerhin hast du es beinahe geschafft." Annie nahm sich den Stuhl, auf dem Grace bei seinen ersten Besuchen auch immer gesessen hatte, zog ihn zu dem Krankenhausbett und setzte sich den Beiden gegenüber.
"Was denkst du mit diesem Verhalten zu erreichen? Glaubst du dass Phi dir vergibt, nur weil du dich mit ihr triffst?"
Phoebe wollte protestieren, doch Annie hob die Hand und so schwieg das Mädchen.
"Wenn sie wieder aus dem Krankenhaus raus ist, kann sie haufenweise andere Typen treffen - welche, die sie nicht fast getötet haben."

"Das weiß ich. Und ich weiß, dass sie das sicher auch tun wird. Trotzdem ändert das nichts an der Tatsache, dass ich sie auch weiterhin besuchen und auch etwas mit ihr unternehmen werde - weil das nicht nur in meinem Interesse liegt. Ich glaube nicht, dass sie mir vergibt. Gut, die kleine Hoffnung ist da, dass sie mir irgendwann auch nur zum Teil vergeben wird,, für die Scheiße, die ich angestellt habe. Aber weißt du, was passiert ist, ist passiert. Weder du, ich, noch Phoebe oder sonst wer können nun etwas daran ändern. Alles was mir momentan möglich ist, ist das beste aus der Situation zu machen und wenigstens versuchen, dass es Phoebe in dieser Zeit gut geht - oder einfach aus ihrem Leben verschwinden. Letzteres möchte sie selbst - und ich ehrlich gesagt auch nicht. Daher bleibt fürs Erste nur die andere Möglichkeit und wie du siehst, klappt das eigentlich recht gut." Er wusste nicht wieso, aber er schaffte es relativ sicher und auch fest zu sprechen. Das änderte aber nichts an der Tatsache, dass er verdammt nervös war und seine Hand sich nun regelrecht in seine Tasche krallte - was denn beiden Mädchen sicher nicht verborgen blieb.

Wieder wollte Phoebe etwas sagen, doch Annies Blick sagte alles. Sie hatte jetzt Funkstille. Also schwieg sie. Doch Grace so zu sehen, tat ihr Leid. Natürlich hatte sie damit gerechnet, dass ihre Schwester sauer sein würde, aber bis jetzt war ja noch nicht viel, abgesehen von Anschuldigungen gekommen.
Vorsichtig, fast so, dass man es gar nicht merkte, legte sie Grace eine Hand auf den Rücken. Einfach nur um ihm zu zeigen dass sie da war und im schlimmsten Fall würde sie natürlich auch eingreifen.

"Es geht ihr besser, wenn du bei ihr bist, also?", fragte Annie also und hob eine Augenbraue. "Natürlich kannst du das, was du getan hast nicht mehr ändern, aber hast du auch nur einen Augenblick mal darüber nachgedacht, wie das passiert ist. Du warst betrunken, stockbesoffen. Allein die Tatsache, dass du in diesem Zustand gefahren bist, ist schon mehr als nur abschreckend. Dass du Nika und sie dabei verletzt hast, kommt jetzt nur noch dazu." Sie schüttelte den Kopf. "Sie werden dir beide nicht verzeihen können und genau so wenig werden das die Familien, wir, die sich gesorgt haben, machen.
Monatelang hast du dich nicht bei ihr gemeldet und dann willst du alles besser machen, nur weil du sie besuchst?"

Grace erschrack kurz, als er Phoebes Hand auf seinem Rücken spührte. Aber er entspannte sich - auch wenn nur ein klein wenig. Seine Hand krallte sich nun weniger fest in seine Tasche und seine Nervosität legte sich auch ein bisschen. Er biss sich auf die Lippen, schwieg. Annie hatte Recht. Er konnte es nicht wieder gut machen, nur weil er Phoebe nun besuchte. Und diese Besuche waren sogar nicht so oft, wie es sich eigentlich gehörte. Er seufzte leise und strich sich wieder einmal seine Mütze ab. Was hätte er auch erwarten können? Dass Annie verständnisvoll zuhören, ihm Mut machen und in irgendeiner Weise unterstützen würde? War er bescheuert? Gut, ein paar dieser Erwartungen basierten auf Phoebes Äusserungen, aber sie konnte ja nichts dafür. Sie konnte nicht wissen, wie Annie reagiert hätte. Und Grace genauso wenig. "Was soll ich deiner Meinung nach denn machen?" Er sah Annie an und ja, ein wenig Wut stieg in ihm hoch. Wieso konnte sie sich nicht wenigstens kurz in seine Lage versetzten? Glaubte sie, er steckte das Ganze einfach so weg? "Ich weiß nicht was ich tun soll, damit es besser wird. Aber ich will, dass es Phoebe besser geht. Und deswegen versuche ich, ihr Freuden zu bereiten, ihr zu zeigen, dass sie mir nicht egal ist und dass mir diese ganze Scheiße verdammt leid tut. Ich weiß, dass meine Besuche nicht das Größte sind und ehrlich gesagt verstehe ich auch nicht, wieso Phoebe es auch nur in irgendeiner Weise okay findet, dass ich sie besuche, aber es ist nunmal so. Wenn ich Phoebe wenigstens zum lächeln und lachen bringen kann, sehe ich es als kleinen Schritt nach vorne an. Ich will, wie schon gesagt, Phoebes Zeit in irgendeiner Art verschönern. Dass ich sicher nicht die beste Person für sowas bin, musst du mir nicht sagen. Ich weiß, dass es falsch war, sturzbesoffen in das Auto zu steigen und zu fahren. Aber glaubst du, in solchen Momenten geht man davon aus, dass man einen Unfall verursacht und dabei jemanden töten kann? Ich habe es nicht getan, weil ich in dem Moment nicht wirklich nachgedacht habe - ich hatte Spaß, amüsierte mich mit meinen Freunden und habe nunmal diese Situation nicht in Betracht gezogen. Dass ich es hätte tun soll'n, weiß ich aber ich habe es nun einmal nicht - und meine Freunde auch nicht."

"Was hättest du getan, wenn sie gestorben wäre?", fragte Annie und sah ihm dabei in die Augen. "Was, wenn sie nie wieder aus dem Koma erwacht wäre?" Ja, sie wollte ihm ein schlechtes Gewissen einreden, denn Phoebe konnte das ja anscheinend nicht.
"Es reicht, Annie." Phoebe hatte ihre Hand wieder zurück gezogen und funkelte ihre ältere Schwester an. "Er weiß, dass er einen Fehler bereut hat. Ich weiß, du weißt es. Wir wissen es alle und er bereut es. Doch egal was du sagst, was du ihm einreden willst, egal wie groß die Schuldgefühle sind, es ändert nichts an der Tat. Er bleibt der Fahrer."
"Ich verstehe nicht wie du ihm vergeben kannst."
"Ich habe angefangen ihn zu mögen", erklärte Phoebe, ohne Grace dabei jedoch eines Blickes zu würdigen. "Und leider bin ich zu menschlich, als dass ich das einfach ignorieren könnte."
"Das heißt, du nutzt ihn also damit aus, dass er dich besuchen kommt."

Grace wollte antworten, auch wenn er nicht genau wusste was. Ja, was hätte er dnan getan? Bevor er aber etwas sagen konnte, mischte Phoebe sich ein - wofür er ihr ehrlich gesagt auch dankbar war. Er lauschte dem Gespräch der beiden stumm, war einmal kurz erstaunt darüber, wie offen sie über ihre Gefühle sprach - und das auch in seiner Anwesenheit. Klar, er hatte Phoebe nicht anders kennengelernt, aber das Klischeebild eines Mädchens blieb wohl immer im Kopf einer Person. Auf den letzten Satz von Annie antwortete nun aber auch Grace wieder. "Wie genau nutzt sie mich damit aus? Weil sie mich mag und ich sie aufgrung ihrer Bitte besuche? Nun, vielleicht nutzt sie mich damit wirklich aus, aber du musst wissen, dass die Besuche nun auch schon von mir selbst aus kommen - nicht nur, weil sie mich darum gebeten hat. Ich mache es auch schon von mir selbst aus, da ich Phoebe schon als soetwas wie eine Freundin von mir ansehe. Außerdem, selbst wenn sie mich ausnutzt, was soll ich dagegen machen? wenn ich ihr durch meine Besuche eine Freude machen kann, erreiche ich doch auch mein "Ziel" damit."

Annie schüttelte den Kopf. "Wart's nur ab, im Endeffekt bist du der Unglückliche. Aber nun ja, wahrscheinlich hast du es verdient." Sie zuckte die Achseln, als würde das Ganze sie das Ganze weder interessieren, noch in irgendeiner Weise angehen.
"Wir sind alt genug um das selbst entscheiden zu können, oder?" Phoebe verzog kurz das Gesicht. "Ich wollte dass du ihn kennen lernst, damit du ... ach vergiss es."
"Ich kann dich aber nicht verstehen, Phi. Er hat dich fast umgebracht und..." Mittlerweile war sie aufgestanden und zeigte mit dem Finger auf ihn. "Ich frage mich, wie du allen ernstes auch nur Gefühle - abgesehen von Hass - für ihn haben kannst."
Sie schob den Stuhl ein Stück zurück. "Ich komme wieder, wenn er weg ist."
Phoebe hatte selten so viel Verachtung in ihrer Stimme gehört.

Grace sah Annie stumm an, wartete darauf, dass sie aus dem Zimmer verschwand, was nach kurzer Zeit auch passierte. Mit einmem Mal seufzte er laut auf und sank ein wenig in sich zusammen. "Was für ein tolles Gespräch", murmelte er und strich sich einmal über das Gesicht, bevor er sich die Mütze wieder aufsetzte. "Ist ja nicht so blendend gelaufen", fügte er dann noch hinzu und warf einen Blick zu Phoebe. Anscheinend hatte sie auch etwas anderes erwartet, aber so war das Leben nun mal. Wenn sogar schon Annie so reagierte, war Grace bei ihren Eltern sicher richtig am Arsch. Was für tolle Aussichten, wirklich.

Phoebe wandte den Blick ab und sah auf den Boden. "Es tut mir Leid." Ja, es tat ihr wirklich sehr Leid, immerhin hatte das Ganze nicht so ausarten sollen.
"Ich habe wirklich nicht damit gerechnet, dass sie so reagieren würde."
Sie rutschte ein Stück zurück, so dass sie den Boden nicht mehr mit den Füßen berühren konnte. Sie wollte einfach irgendwas tun und nicht nur stumm herumsitzen.

"Du konntest es ja nicht wissen. Dir brauch also nichts leid tun, irgendwo hab ich mit solchen Reaktionen gerechnet, auch wenn es eher bei deinen Eltern war. Bei Annie hatte ich irgendwie noch Hoffnung, naja, kann man nichts machen" Er drehte sich zu ihr und versuchte aufmunternd zu lächeln, was aber irgendwie nicht ganz so klappte, wie er wollte. Aber wenigstens ein Lächeln brach er zustande - war doch auch schonmal was. Er schwieg eine Weile, sah sich in dem Zimmer um, welches er schon ziemlich gut kannte und setzte seinen Blick dann wieder auf Phoebe. "Wenigstens bin ich jetzt schon einmal auf deine Eltern vorbereitet. Bei ihnen wird es ja sicher nicht anders verlaufen."

Phoebe biss sich auf die Lippe und sah ihn unsicher an. "Und du bist dir sicher, dass du das auf jeden Fall tun möchtest? Ich meine ... ich kann es auch verstehen, wenn du dem Gespräch mit ihnen nach diesem hier lieber aus dem Weg gehen willst, es ist ja immerhin nichts anderes zu erwarten, eigentlich."
Außerdem konnte sie ihre Eltern jetzt absolut nicht mehr einschätzen und das fand sie schrecklich.

"Ja.... ich denke, es wäre besser. Dann kann ich wenigstens sagen, es versucht zu haben und nicht wie so ein Feigling davongerannt zu sein. Wie gesagt, nun bin ich auch darauf gefasst, wirklich auf Ablehnung und auf nichts anderes zu stoßen, ich denke, ich werde das schon irgendwie überleben. Außer deine Eltern tun mir etwas an." Er lächelte schwach und zuckte ein wenig hilflos mit den Schultern. Wenn er es hinter sich hatte, konnte er wenigstens sagen, dass es einen Versuch wert war.

"Um Gottes Willen, nein!" Phoebe sah ihn entgeistert an und seufzte dann leise.
"Wie geht's eigentlich Patrick?", erkundigte sie sich und lehnte sich dann gegen ihn, so dass ihr Kopf auf seiner Schulter lag. Patrick hatte sie seit dem ersten Mal nicht mehr allzu oft besucht, doch sie hatten hin und wieder mal miteinander telefoniert. Sie wusste, dass sie ihm nicht egal war, aber er hatte auch selbst ziemlich viel zu tun.

Patrick hatte sich in der Vergangenheit jedoch einige Male mit Nika getroffen. Mehr oder minder im positiven Sinne. Irgendwie fiel es ihm einfacher mit ihr zu reden, als mit Phoebe. Vielleicht lag es an der Schwere der Verletzungen, vielleicht auch einfach ... tja, woran auch immer. Irgendwie hatte sie auch etwas interessantes an sich und vor allem wollte er, dass sie ihnen vergab. Oder dass sie zumindest nicht mehr in diesem Ausmaß wütend auf sie war.
Heute war wieder einer dieser Tage, wo er vorhatte Nika aufzusuchen.

Grace lächelte nur leicht, als sie ihren Kopf auf seine Schulter legte. Er selbst lehnte seinen nun etwas auf ihren Kopf. "Patrick? Hm, ganz okay, würde ich sagen. Hat zwar mit den Vorlesungen und all dem Zeug auch 'ne Menge zu tun, trifft sich jedoch auch öfter mit Nika.Aber ich denke er kommt klar." Grace schloss seine Augen und blieb einfach sitzen. Wieso Pat sich öfter mit Nika, als mit Phoebe traf, wusste er nicht. Vielleicht aber war es besser so - immerhin traf er selbst sich kaum mit Nika, redete auch selten mit ihr. Aber das schien sie auch nicht weiter zu stören. "Wann hat er dich eigentlich das letzte Mal besucht?"



Nika saß in einem Café, welches sie oft besuchte und büffelte mal wieder für die Schule. Ihre Haare waren zu einem einfachen Zopf gebunden und auf ihrer Nase war eine Brille. Den Pony hatte sie sich mit einer Klemme zugesteckt. Sie kam oft in dieses Café, weil sie hier komischerweise besser lernen konnte, als bei ihr zu Hause. Lag aber wahrscheinlich an ihrem kleinen Bruder, der zu Hause kaum von ihrer Seite wich. Sie war seit dem Unfall aber fleißiger geworden, strengte sich in der Schule nun wirklich an und besuchte dieses Café schon sehr oft. Wenn sie also nicht zu Hause war, konnte man davon ausgehen, dass sie entweder bei Phoebe, Matthew, im Skatepark oder eben hier war.
Sie seufzte leise, nahm einen kleinen Schluck von ihrem Eikaffee und biss dann leicht auf das Ende des Bleistiftes. Mathe war scheiße, und diese Aufgabe erstrecht.

"Anfang letzten Monats", antwortete Phoebe ohne lange darüber nachdenken zu müssen.
"Ich nehm's ihm ja auch nicht übel oder so, um Gottes Willen. Er ist immer so unbeholfen, wenn er her kommt." Sie musste grinsen.
"Ich glaube ... ich weiß auch nicht. Aber ja eben, er trifft sich ja mit Nika und das passt auch irgendwie besser, finde ich."
Nicht dass es nicht passen würde, käme er zur ihr, aber sie hatte das Gefühl dass die Chemie zwischen den Beiden irgendwie stimmte - inwiefern sie das selbst erkannt hatten, wusste sie nicht.

"Schon wieder hier?" Patrick zog den Stuhl, der ihr gegenüber stand zurück und setzte sich hin. Er hatte sie in den letzten Tagen schon oft hier gesehen, auch wenn er sie die letzten Male nicht angesprochen hatte. Heute passte es jedoch und er hatte sich vorgenommen mit ihr zu reden. "Müsst ihr so viel für die Schule machen?", fragte er und betrachtete ihre Hausaufgaben über Kopf.

"Meinst du? Naja, irgendwo hast du Recht. Nika und ich reden meist aneinander vorbei, es scheint wirklich besser zu passen, wenn Pat das übernimmt. So wird sie wenigstens nicht vernachlässigt." Es war zwischen ihm und Nika zwar nie wirklich zu Komplikationen gekommen, trotzdem hatte er gemerkt, dass sie nie wirklich begeistert davon gewesen war, wenn er sie besucht hatte. Irgendwie hatten die beiden sich dann wohl wortlos darauf geeinigt, dass es nicht viel brachte - die meisten Treffen bestanden nämlich meist aus unangenehmen Schweigen oder Gesprächen, wo sie vielleicht fünf Sätze mit einander wechselten.


Nika hob ihren Kopf und runzelte ein wenig die Stirn. Pat hatte wirklich ein super Timing, ja, er hatte sie wundervoll aus ihrer Rechnung gebracht. Sie warf einen kurzen Blick auf ihre Lernmaterialien und sah dann wieder zu Pat. "Eigentlich nicht. Aber ich tu lieber ein bisschen mehr, damit ich nicht in Schwierigkeiten gerate und Phi auch mal helfen kann. Sie kommt ja bald aus dem Krankenhaus." Sie war sich nicht sicher, ob er es schon wusste und erwähnte es daher sicherheitshalber. "Wie kommt es, dass ich die Ehre kriege und du mich sozusagen besuchst?", fragte sie dann noch und lächelte leicht, während sie einen Schluck von ihrem Getränk nahm und sich erstmal zurücklehnte.

"Ich glaube, dass sie auch gar nicht soo traurig wäre, wenn sie sozusagen vernachlässigt werden würde." Phoebe lächelte schwach. "Aber trotzdem ist es natürlich nett und so von Patrick, dass er sich um sie kümmert. Nee, das ist die falsche Wortwahl."
Sie musste grinsen. "Egal. Themawechsel. Was hast du heute so gemacht?" Sie drehte den Kopf ein kleines Stückchen, so dass sie ihn - zwar mehr schlecht als recht, aber immerhin - ansehen konnte.

"Wann kann sie denn nach Hause?" Patrick hatte gehört, dass es wohl bald sein würde, aber vielleicht stand ja bereits ein Datum fest.
"Wenn ihr ... Hilfe braucht, oder so, könnt ihr sonst auch uns, oder zumindest mich fragen." Obwohl er sich ziemlich sicher war, dass Grace ihnen auch helfen würde. Immerhin hatten sie das, was die Mädchen nun durchnahmen, bereits hinter sich gebracht.
"Ich hab dich in den letzten Tagen ständig hier sitzen sehen, da dachte ich, dass ich dich doch auch mal besuchen könnte. Du saßest immer so allein hier. Störe ich sehr?"

"Das Übliche. Versucht, lebend aus dem Haus zu kommen, weil meine Mutter mal wieder gestresst von der Arbeit und allem anderen ist. Mir Vorwürfe angehört und mich dann mit lauter Musik in meinem Zimmer verkrochen, bis alles ruhig war." Er zuckte mit seinen Schultern und lächelte ein wenig. Klang vielleicht nicht so blendend, er war es schon gewohnt und ehrlich gesagt, war es manchmal sogar ziemlich witzig, wenn seine Mutter ihre kleinen Austicker hatte. "Und du?"


"Genaues Datum weiß ich leider auch nicht. Aber der Arzt meinte, dass es bald schon soweit sei. Sicher nicht mehr lange." Sie lächelte nun stärker, immerhin freute sie sich schon riesig darauf, dass sie ihre Freundin nicht mehr in einer sterilen, weißen Umgebung besuchen musste. Zwar hatten sie auch schon etwas zusammen unternommen, was nicht im Krankenhaus stattgefunden hatte, aber trotzdem. Nika würde diesen Ort eigentlich gar nicht mehr betreten - sie hatte Krankenhäuser noch nie gemocht. "Danke für die Hilfe. Du könntest mir bei den Matheaufgaben helfen" meinte sie grinsend und deutete auf ihren Hefter. Es war eher ein Spaß, sie würde das irgendwann auch sicher ohne seine Hilfe hinkriegen, aber wenn er es schon anbot. "Und du störst nicht. Naja, nicht ganz. Hast mich zwar aus der Rechnung gebracht, aber mein Kopf braucht momentan eh eine kleine Auszeit."

"Also den normalen Tagesablauf eines pubertierenden Teenagers", neckte sie ihn und musste wieder grinsen. "Ich war unten im Park und am Kiosk. Dieses Krankenhaus ist extrem langweilig." Sie verdrehte die Augen und dann musste sie plötzlich lächeln. "Ich hab überlegt, ob ich morgen nicht mal bei der Pädiatrie vorbeischauen sollte. Ich bin mir sicher, dass es da nicht so langweilig ist und die kleinen Menschen (Zitat. hust.) haben bestimmt auch nichts gegen ein bisschen Besuch."

Patrick streckte den Arm aus, zog das Heft zu sich heran und drehte es um. Stumm überflog er das bereits geschriebene und dann sah er sie an. "Du hattest es doch sogar fast", meinte er und grinste schwach. "Jetzt erklären, oder gleich? Oder soll ich es gleich für dich hinschreiben?", fragte er grinsend und nahm ihr den Stift aus der Hand.
Natürlich würde er das nicht machen, immerhin ging es ihr ja um das Lernen und nicht ums Fertig kriegen.

"Was auch sonst. Bin wohl irgendwo in dem falschen Alter stecken geblieben", antwortete Grace grinsend. "Zu den Kleinen? Nun, da ist es sicher interessanter als hier, von daher. Und ich persönlich finde dann wohl endlich auch Leute in meinem geistigen Alter und kann zufrieden sein", fügte er dann noch hinzu und drehte seinen Kopf nun auch ein wenig, um Phoebe ansehen zu können, was nicht ganz so klappte. Aber immerhin.


"Naja, eben nur fast, bis du mich mit deinem Auftritt aus meiner sagenhaften Rechnung gebracht hast", sagte sie mit einem schiefen Lächeln auf den Lippen und nahm ihm den Stift aus er Hand. "Ich denke, ich krieg das noch hin. Lass mich nur kurz rechnen und guck's dir dann an. Vielleicht mach ich ja noch etwas falsch oder so." Sie nahm noch einen Schluck von ihrem Getränk, stellte dies dann weg und streckte sich über den Tisch, um Patrick die Materialien aus der Hand zunehmen. Sie schob nochmal ihre Brille zurecht, bevor sie sich übre die Aufgabe beugte und nochmal die Rechnung durchging, die sie im Kopf gehabt hatte. Es dauerte nicht lang, da war sie fertig und legte den Stift weg. "So. Keine Ahnung , ob es richtig ist, aber was anderes leuchtet mir nicht ein." Sie zuckte mit ihren Schultern und schob das Heft wieder rüber zu Patrick.

"Das heißt du willst mitkommen?", fragte sie. Grace war also tatsächlich einfach nur im falschen Körper - ja ja. Aber dass er da wirklich mitkommen wollte, hätte sie nicht gedacht. Nun ja, vielleicht war es auch einfach nur so dahin gesagt.
Sie war wirklich gespannt, ob ihre Eltern nachher noch kommen würden - und vor allem, wie das Treffen dann ablaufen würde. Vielleicht würde es gar nicht so schlimm werden wie das mit Annie.

Patrick kam sich ein bisschen vor wie ein Lehrer, aber trotzdem half er ihr bereitwillig und mit einem Grinsen auf den Lippen und las sich das Ganze, was sie geschrieben hatte durch.
"Da fehlt noch was", meinte er und deutete auf den vorletzten Rechenschritt. Dadurch war natürlich auch das Endergebnis nicht ganz richtig, aber vom Prinzip hatte sie es immerhin ganz richtig gemacht.

"Nun, eh, wenn du nichts dagegen hast", sagte er und kratze sich grinsend am Kopf, wodurch natürlich wieder seine Mütze verrutschte. Murrend rückte er diese wieder zurecht, ordnete seine Haare auch ein wenig und ließ seine Hand dann auch wieder sinken. Er drehte dann seinen Kopf wieder ein wenig und während er auf die Antwort wartete sah er sich wie so oft in dem Raum um - was ja auch wirklich, wirklich interessant war.


"Hm?" Nika runzelte ihre Stirn und beugte sich ein wenig vor um sich die Aufgabe ansehen zu können. "warte mal eben." Sie nahm sich ihr Heft zur Hand, besah sich der Aufgabe und dem Fehler darin, bevor es anscheinend auch ihr auffliel und sie es verbesserte. "Stimmt, danke", antwortete Nika, lächelte Pat an und legte dann erstmal den Stift zur Seite. "Oh Mann", seufzte sie und lehnte sich ein wenig nach hinten. "Mathe ist scheiße."

"Nein, nein, natürlich habe ich nichts dagegen, das freut mich sogar." Phoebe lächelte ihn an. "Es verwundert mich nur irgendwie, dass du es machst, beziehungsweise machen willst."
Keine zwei Minuten später klopfte es wieder an der Tür und ein Mann und eine Frau traten ein. Er sah älter aus als sie, größer, aber auch erschöpfter. Als die Beiden Phoebe sahen, lächelten sie schwach, doch die Miene des Mannes versteinerte sich augenblicklich als er Grace erblickte.
Langsam, fast schon schleichend gingen sie auf die Beiden auf das Bett, also auf Phoebe und Grace zu. "Hallo."
Sie bleiben vor ihnen stehen, die Gesichter nicht sehr einladend. "Sie sind also Grace?"

"Wenn man es einmal verstanden hat, geht es doch eigentlich", meinte Patrick und klappte das Heft zu. "Es gibt doch wesentlich schrecklichere Fächer, die einem einfach nicht liegen, wo man dann auch nichts verstehen muss. Mathe geht da doch noch, oder?" Er grinste schwach.
Im nächsten Moment kam ein Kellner und Patrick bestellte einen Eistee - man konnte ja nicht einfach so ohne hier sitzen.